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Stress lass nach: Auf in den Wald!

Wieso der Wald Eure Gesundheit verbessert, Stress reduziert und Eure Kinder gelassener werden lässt und ihr Immunsystem stärkt

Erinnert Ihr Euch an dieses „Bäume umarmen“, dass lange Zeit unter Esoterikern so angesagt war? Ja – ich muss zugeben, ich hab‘ das auch ein bisschen belächelt – und insgeheim, wenn mich keiner sah, auch mal einen Baum umarmt. Einfach zum zu gucken, ob mir das irgendwas sagt. Und ja … Irgendwie hatte ich schon das Gefühl, dass Bäume eben doch Lebewesen sind. Und ob man diese Lebenskraft und die Energie dieser Wesen nun als „Geist des Baumes“ bezeichnet, Mutter Natur ehrt oder einfach merkt, dass es gut tut im Wald zu sein ist ja auch irgendwie nicht so wichtig, oder?

Nach dem Pandemie-Jahr und Dauer-Betreuung sind viele von uns einfach am Limit. Unsere Akkus sind leer und es macht Mühe sich aufzuraffen und „was für sich“ zu tun. Und doch sollten wir gerade jetzt die schöne Zeit nutzen, um unsere Akkus für den Herbst aufzuladen … denn eines ist sicher: „Winter is coming“ 😉 – hoffentlich ohne neuerliche Lockdowns.

Doch nun ist der Sommer da und wir können Aufatmen: Zeit jetzt unsere Vitamin-D-Speicher aufzufüllen und unser Immunsystem zu pushen.  

Mein absolut bester und effektivster Tipp an meine KlientInnen dafür ist: „Geht in den Wald!“. Klingt banal und vielleicht auch etwas old-fashioned, aber ich bin überzeugt: Dieser Rat kann der „Game-Changer“ in eurer persönlichen Stressbewältigung sein und fördert zudem das Immunsystem Eurer Kinder.


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Hauptsache „Frische Luft“?  Ist Wald wirklich gesünder als Wiese?

Wieso ausgerechnet Wald? Ist der Park nebenan und der Spielplatz um die Ecke nicht auch gut? Hauptsache ist doch die frische Luft, oder? Jain. Frische Luft ist nicht gleich frische Luft.

Der Wald produziert „Terpene“. Das ist das Zeug, das auch unser Immunsystem pusht, wenn wir es einatmen und dafür sorgt, dass unser Blut mit Killerzellen aufgefüllt wird – die sind dafür da, dass Krankheiten abgewehrt werden können.

Bäume kommunizieren über diese Botenstoffe, die sie an die Luft abgeben und schützen sich und andere Bäume auf diese Weise. Und diese Terpene können wir einatmen und über die Haut aufnehmen – und so auch unser eigenes Immunsystem aktivieren.

 „Waldbaden“ (Shinrin-yoku) ist daher in Asien eine anerkannte Therapieform und wird in Japan an Universitäten gelehrt und erforscht. Was dabei herausgekommen ist? „Waldbaden“ ist – laut Umweltimmunologen – pure Medizin und inzwischen eine fachärztliche Spezialisierung in Japan.

Studien und Blutuntersuchungen nach Waldbesuchen zeigen deutlich, dass Waldluft „gesünder“ ist als Spielplatzluft und das Grün des Waldes eine stressreduzierende Wirkung hat. Sogar bei Menschen, die in einem „terpengefüllten“ Hotelzimmer schlafen wurde in einer Studie einen Anstieg der Killerzellen im Blut beobachtet. Waldluft scheint also noch eine nützlichere Qualität zu haben, als die frische Luft auf dem Fußballplatz …  

Auch in Deutschland ist „Waldbaden“ im Kommen: Auf Usedom gibt es inzwischen einen „Kur- und Heilwald“, am Berliner Wannsee gibt es einen „Waldbadepfad“ und eine Google-Recherche ergibt vielfältige Urlaubs- und Wellnessangebote, die mit “Waldbaden“ werben. Und ja: Auch in Deutschland und Österreich wird inzwischen kräftig geforscht, wie genau unsere heimischen Wälder auf den Menschen wirken.

Schon ein kurzer Spaziergang durch den Wald sorgt nach Forschungen des Umweltimmunologen Qing Li und seiner Kolleginnen und Kollegen für ein Plus an Gesundheit: Die Anzahl der Killerzellen im Blut steigt, während der Blutdruck, Kortisol und Puls sinken. Man sagt, dass 2-3 Tage an denen man 4 Stunden in einem Wald zubringt, das Immunsystem für einen ganzen Monat stärkt bzw. das ein Tag im Wald dafür sorgt, dass wir 7 Tage lang mehr natürliche Killerzellen im Blut haben. Doch der Wald kann noch mehr:

Grün reduziert Stress

Seit den 1980er Jahren ist bekannt, dass die Farbe Grün und der Blick auf natürliche Landschaften Stress reduziert. Studien zeigen, dass Patienten schneller gesund werden, wenn ihr Zimmer Blick auf Bäume hat und schon Naturbilder im Krankenzimmer sollen bei der Genesung helfen. Selbst der Schmerzmittelbedarf ist bei Patienten mit Blick auf Natur (oder Naturbilder) geringer. Insofern ist also die Wiese, der Pfad am Fluss, der Spielplatz, ja selbst ein bepflanzter Innenhof eine gute Alternative, wenn wir keinen Wald vor der Tür haben oder der Aufwand zu groß ist.

Was lernen wir daraus für unser Familienleben mit Extra?
  1. Wir haben alle wenig Zeit für aufwändige Yoga-Kurse und Stressbewältigungs-Seminare und brauchen so dringend effektive Methoden der Stress-Reduktion.
  2. Unsere Kinder sind oft kognitiv nicht in der Lage Stressbewältigungstechniken zu erlernen und ihr Immunsystem benötigt meistens einen Extra-Push.
  3. Stress sorgt auch bei uns Eltern für ein angegriffenes Immunsystem und reduziert unsere Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit.
  4. Krankenhausaufenthalte sind bei vielen von uns Teil des Alltags und gerade bei den nonverbalen Kindern ist das Schmerzempfinden oft nicht einzuschätzen.

Wenn wir uns das vergegenwärtigen, dann wird deutlich, warum der Aufenthalt in der Natur, Spaziergänge im Wald und selbst eine bewusste Gestaltung von Wohnzimmer, Balkon und Garten für uns so wertvoll und effektiv ist: Wir können dieses Wissen um die heilenden Kräfte der Natur wunderbar in unseren Alltag einfließen lassen und müssen dafür nicht mal Bäume umarmen. 😉

9 Tipps wie Du die Heilkraft der Natur im Alltag nutzen kannst
  1. Mini-Auszeiten reduzieren Stress effektiver, wenn wir unseren Tee bewusst auf dem Balkon trinken, ein You-Tube-Naturvideo ansehen oder eine Atemübung im Garten machen.
  2. Wenn Du kannst, wähle für Alltagswege nicht den schnellsten Weg, sondern die „landschaftlich schöne Strecke“.
  3. Auf dem Weg zum Kindergarten oder zur Therapie ist ein Wäldchen oder ein Fluss? Mache bewusst Halt und nimm ein paar tiefe Atemzüge. Lass deine Augen für 2 oder 3 Minuten bewusst über Wiesen und Seen schweifen.
  4. Sonntag am Baggersee oder im Wald? Berücksichtige: Trubel, Lautstärke und die Notwendigkeit Aufpassen zu müssen sind eher stressverstärkend für uns Eltern. Kein Problem wenn Deine Akkus aufgeladen sind. Wenn Du schon am Limit bist gilt: Ein Waldbadetag mit der Familie bringt allen mehr Erholung.
  5. Gestalte Dein Wohnzimmer, Deinen Arbeitsplatz, Deinen Balkon bewusst „grüner“.
  6. Bilder von Wald, Wiesen, Natur auf dem Tablet können im Krankenzimmer sowohl unser Wohlbefinden als auch die Genesung unserer Kinder verbessern. Wann immer es möglich ist: Geh mit Deinem Kind im Klinikpark spazieren.
  7. Nutze Wartezeiten: Dein Kind ist bei der Physio, Logo, Ergo und du hast 40 Minuten Zeit? Statt im Wartezimmer Facebook und Instagram zu checken, schnapp Dir ein Buch und lies im Freien, mach einen Spaziergang im Wäldchen ums Eck oder lasse Deinen Blick bewusst über den See in der Nähe schweifen … Notfalls blicke zumindest 10 Minuten bewusst aus dem Fenster, wenn Du im Wartezimmer bleiben musst um im Notfall für Dein Kind da zu sein.
  8. Wann hast Du das letzte Mal bewusst Vögeln gelauscht, ein Eichhörnchen oder einen Specht beobachtet oder auch nur den Weg der Katze verfolgt, die Deinen Blick gekreuzt hat? Achtsamkeit für den Moment, bewusstes Lauschen, nachschauen, nachsinnen, nachspüren hilft uns den Stresspegel zu reduzieren und uns wieder bewusst mit unserem Körper und der Welt um uns zu verbinden.
  9. Ein Blumenstrauß für Dich ist kein Luxus – es ist unsere Special-Needs-Parenting-Medizin. Gönne Dir schöne Sträuße und Blumen – du hast sie Dir verdient und ich bin sicher, Dein Kind würde Dir einen Strauß pflücken, wenn es das könnte. Also gönne Dir Deinen Blumenstrauß zum Wochenende (oder Wochenstart) bewusst vom Pflegegeld Deines Kindes und mach Dir bewusst, dass das Deine Anerkennung und Stärkung für Deinen stressigen Alltag und Deine zusätzlichen Herausforderungen ist!
Waldbadetag mit der Familie

So schön kleine Alltagstipps sind: Wenn es nicht nur um eine Stressreduktion im Alltag geht, sondern wir unsere Akkus wieder richtig aufladen müssen, dann ist ein Waldbadetag eine tolle Möglichkeit!

Wie macht man das nun? Idealerweise schnappt ihr Euch die Kids, Bollerwagen, Klappstuhl, Buch und Thermodecke und verbringt einfach einen faulen Tag im Wald. Selbst wenn die Kids nach dem Picknick auf Handy oder iPad rumdaddeln oder einfach erschöpft im Buggy einschlafen – atmen müssen sie ja trotzdem 😉. Und das Grün und die Geräusche wirken auch aufs Unbewusste. Selbst wenn wir im Wald nur ein gutes Buch lesen oder unser Hörbuch hören: Die „Medizin der Bäume“ fließt automatisch in uns rein. Kostenlos. Mit jedem Atemzug.

Naturerfahrung plus Achtsamkeit: Fördern ohne Therapie

In meiner Familie gehört neben dem Picknick  immer auch ein Handtuch und eine Extra-Flasche Leitungswasser dazu, denn: Wenn wir einen Bach oder gar See finden, müssen ich und mein Sohn unbedingt mit den Füßen rein. Und unsere Finja (mit Down-Syndrom) zieht eh bei jeder Pause die Schuhe aus und will barfuss laufen: Sensomotorische Integration pur.

Natürlich kann man durch Spazierengehen, Atemübungen oder auch „Ticken-Spielen“ die Atmung verbessern. Es ist auch super durch Achtsamkeitsübungen die Kinder anzuleiten tiefer in die Entspannung gehen und den Alltagsstress loslassen:

  •  Jedes Familienmitglied bekommt einen Eierkarton mit Deckel und darf im Wald 10 „Schätze“ suchen. Abends wird geguckt und gestaunt was die anderen gefunden haben.
  • Haltet während des Spaziergangs inne und fragt nach: Welche Geräusche hört ihr? Welche 5 Dinge seht, hört, spürt ihr?
  • Ermutigt die Kinder zu schnuppern. Was riecht ihr? Holunder? Baumharz? Wiese?
  • Geht auch mal bewusst nach einem Regenguß raus: Merkt ihr wie anders die Luft riecht und schmeckt?

Nonverbale Kinder, können das natürlich nicht artikulieren. Dennoch wirken Düfte, Terpene, Farben und die sensorischen Eindrücke völlig ohne den Umweg über den Verstand. Sie sind auch und gerade für unsere schwerer betroffenen Kinder eine unmittelbare Förderung.

Spaß ohne Mehrarbeit

Doch auch wenn Naturerfahrungen fördern und heilen können – das Wichtigste ist doch:
Das Ganze soll  Spaß machen – und nicht noch mehr Stress.

Also genießt einfach den Spaziergang, das Spielen auf dem Waldspielplatz und lasst die Bäume auf Euch wirken. Füllt Eure Thermobecher mit Cappucchino, nehmt die Lieblings-Snacks der Kids mit und packt einen Ball, Wikinger-Schach oder Gummistiefel ein – und los geht’s. Und wenn ihr wollt – dann könnt ihr natürlich auch Bäume umarmen oder euch einfach an ihren Stamm lehnen und alle Sorgen loslassen und abgeben.

Ich zumindest mache das immer öfter … Weitab von jeder Wissenschaft spüre ich einfach, dass die Eiche mir Trost spendet, die Buche mir Kraft gibt und das lichte Grün der Birken mir immer wieder Hoffnung schenkt … Und wie geht es Euch? Kommt ihr regelmäßig ins Grüne? Wie war Euer letzter Waldbadetag? Habt ihr noch weitere Tipps und Ideen oder Fragen? Ich freue mich auf Eure Kommentare!

Eure
Marion Mahnke
Pädagogin, systemischer Coach und Beraterin für Stressbewältigung

Nachlese: Medien-Tipps zum Thema

Mehr übers Waldbaden findest Du hier:
Zeit-Wissen-Artikel zum Thema.

Blogempfehlung:
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Health First!

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