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Was Osteopathie kann und wie sie wirkt

„Osteo-Magie“ sagen manche PatientInnen und Eltern, wenn sie die Erfolge einer osteopathischen Therapie beschreiben sollen. „Keine Magie!“ stellt Christoph Bellmann, Osteopath und Therapeut, klar, der seit 25 Jahre zum Wohle seiner PatientInnen arbeitet. „Osteopathie verwendet einfach unspektakuläre Techniken – kleine Handgriffe – mit großen Effekten, die oft so erstaunlich sind, dass sie [auf den ungeschulten Beobachter] wie Magie wirken. Aber eigentlich handelt es sich um reine physiologische Interventionen.“

Im Interview erläutert Bellmann, was Osteopathie bei Kindern, speziell auch Kindern mit komplexen Syndromen und Behinderungen, bewirken kann und wieso bereits eine Intensiv-Therapie von 4 Tagen nachhaltige Wirkung verspricht.

Osteopathie, so Bellmann, führt die verschiedenen Symptome auf das zugrundeliegende Problem zurück und behandelt so ursächlich. „Wir laden den Körper ein, sich dahin zu begeben, wo er in der Komfortzone ist, die er irgendwann verlassen hat.“, erklärt der erfahrene Therapeut. So können sogar Verhaltensauffälligkeiten, Sprach- und Sprechprobleme und andere Folgen einer Grunderkrankung behandelt werden.

Ich selbst war im Jahr 2023 mit meiner Tochter persönlich im Filumi eingeladen. Die erstaunlichen Ergebnisse was die Aufmerksamkeit, Präsenz und das Interesse am sozialen Kontakt mit Familie und Umgebung anging, erschienen auch mir wie „Magie“. In meinen vorhergehenden Blog-Artikeln habe ich davon berichtet. Inzwischen führen wir die Therapie bei einer in Bad Alexandersbad ausgebildeten Therapeutin weiter. Sprache, Lernfähigkeit und Verhalten verbessern sich weiterhin stetig – wobei man fairerweise sagen muss, dass wir weiterhin auch Reiten und Nahrungsergänzung geben und insofern die Entwicklungs-Fortschritte sicher nicht allein einem dieser Ansätze zuzuordnen sind. Und doch können wir aus der subjektiven Perspektive klar sagen, dass wir der Auffassung sind, dass Osteopathie – und speziell auch die 4-tägige Behandlung im Filumi-Intensiv-Therapie-Zentrum – ein wichtiger Baustein des Erfolges sind.

Was ist nun das Erfolgsgeheimnis der Intensiv-Therapie? Bellmann erläutert hier, dass natürlich auch die Anwendung in einer Osteopathie-Praxis vor Ort sinnvoll und hilfreich ist. Während der Intensiv-Therapie kümmern sich jedoch TherapeutInnen mit spezieller Ausbildung ohne Zeitdruck um ihre kleinen und größeren PatientInnen und auch die Familien werden nicht vergessen. Begleitpersonen und Geschwisterkinder sind Teil des Behandlungs-Ansatzes, so dass die ganze Familie gestärkt und ermutigt wieder nach Hause fährt.

Diese Erfahrung durften auch wir machen. Nachdem ich mich bei Bellmann selbst auf die Liege gelegt hatte, war – und das klingt jetzt wirklich „magisch“ – meine schwere Schuppenflechte für einige Wochen gelindert. Ermutigt durch den Erfolg – den ich laut Schulmedizin gar nicht hätte haben dürfen – habe ich die Behandlung zu Hause bei einer ähnlich spezialisierten Therapeutin fortgesetzt. Zusammen mit einer Kurkuma-Therapie, dem Absetzen von Kortison und der Verwendung einer Vitamin-D-Salbe in Absprache mit meiner Dermatologin, sowie meinen Stressmanagement-Übungen hatte das einen erstaunlichen Erfolg: Heute bin ich objektiv beschwerdefrei. Was meinen Alltag als Special-Needs-Mom erheblich vereinfacht!

Doch Osteopathie ist nicht gleich Osteopathie. Genauso wie nicht jeder Hausarzt Experte für Schilddrüsen-Leiden, Hauserkrankungen oder Kinderkrankheiten ist, so gibt es auch bei OsteopathInnen Spezialisierungen. Kinder-Osteopathie und die Behandlung bestimmter Syndrome und Symptome werden in Fach-Fortbildungen nach der grundlegenden Ausbildung vertieft, so dass jede/r OsteopathIn ein einzigartiges Profil hat. Nur weil eine Osteopathin nicht den richtigen Ansatz gefunden hat, heißt das nicht, dass Osteopathie als solche nicht wirksam ist. Und auch nicht dass diese Osteopathin nichts taugt. Fach-Fortbildungen und Erfahrung führen zu unterschiedlichen Therapie-Ergebnissen verschiedener OsteopathInnen.

Was uns wieder zum Filumi und nach Bad Alexandersbad führt. Denn das Grundproblem von Special-Needs-Parenting besteht darin, dass Fachpersonen am eigenen Wohnort, oft keine spezielle Schulung haben. Egal ob LogopädInnen, ErgotherapeutInnen, KinderärztInnen oder eben auch OsteopathInnen: Wer eine allgemeine Praxis führt, sieht in der Woche viele Menschen mit entsprechenden Beschwerden – aber nur wenige mit Down-Syndrom, Angelman-Syndrom, Rett-Syndrom, Syngap, PMD, Hirnschädigungen oder anderen seltenen Syndromen. Die ExpertInnen, die in Intensiv-Therapien eingesetzt werden, arbeiten dagegen tagtäglich mit Kindern, die eine Grunderkrankung oder Behinderung mitbringen, die nicht sprechen können oder eine Vielfalt einander sich verstärkender Behinderungen mitbringen.

Eine Intensiv-Therapie ist daher nicht besser oder schlechter als die reguläre Therapie vor Ort – die Wahrscheinlichkeit auf TherapeutInnen zu treffen, die Erfahrung mit solchen oder ähnlichen Behinderungen und Symptomen haben und die sich entsprechend fortgebildet haben, ist einfach höher. Dazu ist die Frequenz der Behandlungen höher und auf diese Weise kann schneller die Ursache gefunden werden. Mit diesen Grund-Erkenntnissen können wir als Eltern zu Hause auch gezielter auf die Suche nach einer/m weiterbehandelnden TherapeutIn gehen um die Erfolge zu festigen und zu vertiefen.

Das Spannende am Filumi ist jedoch, dass wir es hier nicht mit einer Einrichtung zu tun haben, in der festangestellte TherapeutInnen arbeiten, die rund um die Uhr im Filumi beschäftigt sind. Nein. Die TherapeutInnen investieren bewusst einige ihrer Wochenenden um gezielt und intensiv mit unseren Kindern zu arbeiten. Christoph Bellmann ist nur einer von ihnen – und in diesem Interview wird spürbar, was wohl die meisten von ihnen dazu treibt, ihre Wochenenden in Bad Alexandersbad zu verbringen: Berufung. Und die tiefe Befriedigung Leid lindern und Lebensqualität schenken zu können.

Dafür von Herzen DANKE an all diese wunderbaren Menschen, die im und fürs Filumi tätig sind!

Marion Mahnke
Pädagogin, Special-Needs-Coach
und Mutter einer ganz besonderen Tochter


Seht hier das komplette Interview mit Christoph Bellmann, Osteopath und Therapeut, über die Chancen von Osteopathie für Kinder mit Behinderung.

https://www.bellmann-osteopathie.de/ und bei https://filumi-kinderzentrum.de/

Inhalte des Videos:
Vorstellung von Christoph Bellmann
Vorstellung Osteopathie-Konzept im Filumi
Ausbildung und Motivation der TherapeutInnen im Filumi
Was ist anders im Filumi als in der regulären Osteopathie vor Ort
Was kann eine Intensiv-Therapie die nur 4 Tage dauert bringen?
Was bringt die Intensiv-Therapie bei Down-Syndrom, seltenen Syndromen und Erkrankungen?
Osteo-Magie? Wieso das ursächliche Konzept so effektiv ist.
Osteopathie behandelt Ursachen und nicht die daraus folgenden Symptome
„Wir versuchen das Problem zu lösen um die Symptome zu lindern. Wir laden den Körper ein sich dahin zu begeben, wo er in der Komfortzone ist, die er irgendwo verlassen hat.“
Unterschied Praxis-Besuch versus Intensiv-Therapie-Ansatz
Intensiv-Therapie als Familien-Therapie: Begleitpersonen und Geschwisterkinder-Therapie
Atmosphäre im Haus: Arbeit ohne Zeitdruck, unmittelbare Erfolge
Patient im Vordergrund bei gleichzeitigem Blick auf die Familien
Was kann Osteopathie? Geschichte der Osteopathie.
Osteopathie verwendet oft unspektakuläre Techniken – mit großen Effekten, die oft so erstaunlich sind, dass es wie Magie wirkt – aber es handelt sich um rein physiologische Interventionen.
Kritik am schulmedizinischen „Golden Standard“-Ansatz, der Symptome und Erkrankungen immer gleich „nach Lehrbuch“ behandelt.
Kostenübernahme durch Krankenkassen?
Ist Osteopathie eine nachhaltige Therapieform?

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