Allgemein

Singen zur Stressbewältigung

Eine ur-ur-alte Technik der Gesundheitspflege neue entdeckt

„Und dann sagt mein Arzt mir, ich solle Stress reduzieren! Was denken die sich eigentlich, wie das gehen soll! Ich hab‘ doch kaum eine Minute für mich!“. Ja – es gibt diese Phasen. Und das können sich Menschen, die noch nie Angehörige gepflegt haben, kaum vorstellen. Phasen in denen wir uns keine neuen Atemtechniken aneignen können und ganz gewiss keine Zeit und Energie für ein 20-Minuten-Workout oder unsere Yoga-Übungen haben.

Und trotzdem ist es wahr: Wir müssen Stress bewältigen, um überhaupt wieder zu Kräften kommen zu können. Denn Fernseher einschalten und Kopf ausschalten, wenn man abends erschöpft auf die Couch sinkt – das hilft kaum.

Was also tun um Stress im turbulenten Pflege- und Familienalltag zu bewältigen? So banal es klingen mag: Singen!

Singen wirkt stressregulierend!

„Singen ist gesund für Körper und Seele. Es entspannt und macht die Muskeln lockerer, die Stresshormone pegeln sich ein und positive Emotionen werden aktiviert“, wird Stressforscher und Mitbegründer Mazda Adli in der Ärztezeitung zitiert.

Und wer von uns früher viel gesungen hat, wird sich daran erinnern: Nach einer Singerunde, einer Chorprobe oder einer spontanen Gesangseinlage unter der Dusche ist der Kopf frei, die Brust weit und die Sorgen sind vielleicht nicht weg, aber doch erträglicher.

Wer bisher nicht singt sollte es probieren! Ob summen, brummen oder schräg und laut – egal! Denn wir wollen damit ja nicht auftreten, sondern den Stress wegsingen. Im Auto, auf dem Weg zur Arbeit, zur Therapie oder zum Kindergarten. Unter der Dusche. Allein oder mit unserer Lieblingsband – oder eben mit der Familie.

Das Spannende daran: Singen kann die Stimmung heben, aktivieren und euphorisieren. Es kann Dich aber genauso beruhigen, entspannen – ja sogar in Trance versetzen, wenn wir die spirituellen Gesänge und Chants der verschiedenen Religionen und Kulturen berücksichtigen.

Und dafür brauchts keinen Kurs, keine Vorbildung, keine Musik-Theorie (obwohl die manchmal echt erhellend ist): Du spürst, was Dir gut tut! Je mehr Repertoire Du Dir aneignest, desto vielfältiger die Einsatzmöglichkeiten des Gesangs.

Singen ist alltagstaugliche Stressbewältigung

Das Schöne am Singen: Es kostet keine zusätzliche Zeit. Wer es schafft, täglich zu duschen, regelmäßig Auto fährt, den Abwasch macht oder die Kinder ins Bett bringt, hat Gelegenheiten genug. Beim Singen haben wir die Hände frei und können anderes tun. Singen beschäftigt den Kopf, so dass wir uns währenddessen keine Sorgen machen können – aber nicht die Hände. Auf der anderen Seite musst Du Dich nicht bewegen. Auf der Couch oder im Bett sitzen, kuscheln und dabei singen oder summen – das gleicht aus und beruhigt Kind und Eltern gleichermaßen. Wenn Du also Deine Yoga-Stunde ausfallen lassen musst, weil die Einschlafbegleitung Deine Kinder Priorität hat: Dann singe! Notfalls zu den Songs aus der Toniebox, wenn Du Dich allein nicht traust.

Singen ist DIE Methode der Stressbewältigung und Stress-Prävention, die einfach perfekt in unseren Familien- und Pflegealltag passt und keinerlei Vorwissen voraussetzt. Morgens „Here comes the sun“ unter der Dusche geträllert und Abends ein Gutenachtlied für die Kinder beim Abendritual – schon habt ihr 2 Einheiten „Stressreduktion“ im Alltag eingebaut. Oder einmal die Woche mit den Kindern Kinderlieder-Tanz-Kanäle auf Youtube einschalten und zum Känguruh und dem Gorilla mit der Sonnenbrille abtanzen! (Weshalb Tanzen eine weitere großartige Stressbewältigungs-Technik ist – darüber sprechen wir auf jeden Fall auch noch! Aber das ist ein Thema für einen anderen Artikel 😉

Also: Mitsing-Playlist fürs Auto erstellen. Und endlich mal die Texte eurer Lieblings-Songs googeln. Oder: Einfach mal wieder die alten Kinder-CDs rauskramen und „Stups der kleine Osterhase“ mitbrummen, beim Spaziergang „Immer wieder kommt ein neuer Frühling“ oder beim Backen die „Weihnachtsbäckerei“ trällern!

Wie kriege ich mehr Musik in meinen Alltag?

Damit wir wieder (mehr) singen, ist es wichtig eine Liste zu erstellen. Eine Notiz-App im Handy ist dafür super. So kannst Du eine Gedächtnisstütze für tolle Lieder anlegen. Denn oft bleiben wir stumm, weil uns einfach kein passender Song einfällt.

Also lege „Sing-Playlisten“ für Dusche, Auto, Waldspaziergang, Kinder-Nachmittag, Abend-Rituale an, damit Du Dich inspirieren lassen kannst, wenn Du zwar Lust aufs Singen hast, Dir aber gerade nichts einfällt. Du kannst die Songs auch nach Stimmungen sortieren. Die Texte kannst Du im Internet finden und in Deine Notiz-App kopieren – so hast Du Dein persönliches Liederbuch immer dabei.

Wenn wir erstmal anfangen zu singen und uns (wieder) daran gewöhnen unsere Gefühle durch Gesang auszudrücken und unsere Emotionen über den Gesang zu beeinflussen, dann wird nach und nach eine gute Gewohnheit und vielleicht sogar eine Familien-Kultur in unser Leben einziehen. Und DAS wirkt dann auch in Krisensituationen, wenn uns die Worte fehlen. Die Melodien und Lieder sind dann oft leichter greifbar und trösten, ermutigen oder beleben uns.

Singen nur fröhliche Menschen?

„Ich fühle mich aber nicht nach Singen! Um zu Singen muss es einem doch gut gehen!“ werden mir jetzt einige sagen. NEIN! Menschen haben in schlimmsten Zeiten gesungen. Nicht umsonst gibt es Trost- und Klagelieder, werden Wut und Ärger in Gospel-Songs und Rap-Kultur verarbeitet und alle Arten von Kummer in melancholischen Balladen ausgedrückt.

Singen löst Angst, hilft schlimmste Ereignisse zu verarbeiten, lässt Emotionen fließen, heilt.

Das wussten auch schon die alten Schamanen. Es heißt, bei einer Behandlung hätten sie den Patienten zuerst gefragt, wann er aufgehört habe zu singen und zu tanzen. Ob es wahr ist? Wer weiß das schon! Aber ich finde es sehr plausibel. Singen ist Leben und bringt die Seele in Bewegung.

Und es darf leise und brüchig beginnen oder wütend und anklagend daherkommen oder Kraft, Trotz und Selbstbestimmung verkünden! Im Singen verarbeiten wir unsere Emotionen, drücken Gefühle aus, die uns ansonsten ersticken würden.

Oder: Drücken Dankbarkeit aus, spüren Wärme und Verbundenheit, jubilieren und feiern das Leben!

Gesang ist vielschichtig. Mehr als Worte. Mehr als Töne. Ein Ausdruck der Seele vielleicht …

Singen ist Gemeinschaft

Und Gesang kann noch mehr: Er verbindet Menschen. Egal, ob Dein Kind spricht oder nicht. Egal, ob Du schön singst oder schräg, laut oder leise. Singen ist Kommunikation von Seele zu Seele. Und vielleicht sogar zwischen der eigenen Seele und dem eigenen Bewusstsein. Singen fördert die Bindung. Die Bindung zu Familie und Freunden – aber auch die Bindung zu Dir selbst. Das wiederum reduziert Stress.

Gemeinsames Singen schenkt und ein Gefühl von Zugehörigkeit – ein wichtiger Faktor für die Resilienz und Stressbewältigung. Wenn jemand für uns singt, kann das so etwas wie ein Segen sein. Man spürt, dass man jemandem wichtig ist, geschätzt oder geliebt wird. Deswegen ist das Gute-Nacht-Lied durch die Jahrhunderte bis in unsere technisierte Zeit so wichtig geblieben. 

Singen ist inklusiv

Ganz nebenbei kannst Du Deinen Kindern mit dem Singen eine Stressbewältigungs-Möglichkeit nahebringen, die ohne intellektuelle Anleitung oder motorische Kompetenz auskommt. Du musst ihnen keine Atemtechniken erklären, sie müssen nicht zählen oder sich auf bestimmte Art bewegen können. Viele unsere Kinder können singen, summen, brummen, mitschaukeln, sich wiegen – sich anregen lassen durch Musik.

Und selbst jene, die selbst nicht Singen können, lassen sich berühren durch Musik. Der Gesang der Eltern, aber auch die biologische Wirkung eines klassischen Musikstücks oder die anregende Macht großer und kleiner Bands oder Liedermacher. Finde heraus, was Dein Kind mag und welche Wirkung verschiedene Arten von Musik auf Dein Kind haben.

Hol Musik in Dein Leben!

Fassen wir zusammen: Musik ist kostenlos bis kostengünstig zu haben. Deine eigene Stimme ist jederzeit verfügbar und die Unterstützung des Gesangs dank Handy-Zeitalter ebenso. Musik verbessert Deine Atmung, lockert die Muskeln, reguliert Emotionen, klärt den Geist, ermöglicht Selbstwirksamkeit, beeinflusst Stress-Hormone positiv. Musik ist gesund, preiswert und vor allem: Seit Jahrhunderten bewährt! 

Also: Holen wir Musik in unser Leben! Buchen wir Eltern-Kind-Kurse in der Musikschule! Erstellen wir Playlisten für uns allein und für das Singen mit den Kindern! Lasst Musik und Gesang zur täglichen Routine werden! Denn damit tun wir uns selbst und unseren Familien etwas Gutes.

Selbst, wenn ihr Euren Gesang nicht aus Dusche oder Auto dringen lassen wollt: Wenn ihr Euch die Sorgen von der Seele gesungen habt, Euer Körper mit Sauerstoff aufgetankt und das Herz in Bewegung gekommen ist, werdet ihr entspannter, offener, liebevoller und kraftvoller durchs Familienleben gehen. Und das tut allen gut!

Eure
Marion Mahnke
von „www.Außergewöhnlich-gut-leben.de“

Übrigens: Mehr Tipps zur Stressbewältigung findest Du in den Kursen „Stress lass nach“ und „Außergewöhnlich gut leben“ in der Special-Needs-Academy:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert